Diese Agrarreform ist eine Luftnummer

Masse statt Klasse, Förderung für große statt für kleine Unternehmen: Alles bleibt beim Alten, doch zumindest streitet die EU nicht mehr über die Agrarreform. Die ist nichts weiter als eine verpasste Chance.

Europas neue Agrarpolitik: eine Reform ohne Reform. Nichts da mit Meilenstein, Schritt in die Zukunft oder richtungsweisend. Wer das ernsthaft behauptet, versucht nur verzweifelt, dem Ganzen doch noch irgendetwas Gutes abzugewinnen nach dem jahrelangen Gezerre darum.

Einige freilich profitieren tatsächlich. Nämlich vor allem die Bauernverbände und die starken landwirtschaftlichen Lobbygruppen in Europa, denen es wichtiger ist, dass die Agrarbetriebe im Großen und Ganzen so weitermachen können wie bisher; statt die Lebensmittelproduktion wirklich ökologischer, nachhhaltiger, klimaneutraler, kurz: tier- und menschenfreundlicher zu machen.

Der Stimmungsumschwung bleibt ungenutzt

Denn tatsächlich ist sie immer noch ein vor allem auf Masse orientiertes System, das viele und vor allem kleinere Höfe wirtschaftlich in die Knie zwingt und stattdessen große Agrarunternehmen bevorzugt. Ein System, das schließlich dazu beiträgt, dass es in den Supermärkten einen unglaublichen Preiswettbewerb um auch noch das billigste Stück Fleisch gibt und Verbrauchern das Bewusstsein dafür verloren geht, dass Lebensmittel im guten Sinne wertvoll sein sollten.

Ja, ganz langsam ändert sich das gerade, aber nicht, weil die Agrarpolitik sich ändert, sondern: Weil mehr und mehr Menschen dabei nicht länger mitmachen wollen. Und was macht Europas Agrarpolitik? Statt diesen beginnenden Stimmungsumschwung zu nutzen, tut sie so, als wäre alles wie immer und lässt sich von der industriellen Agrarwirtschaft die Richtung vorgeben. Denn nichts an dieser Reform wird deren Kurs grundsätzlich verändern.

EU fördert weiter Masse statt Klasse

Ja, die Landwirte können künftig ökologischer produzieren, aber: Sie müssen es nicht. Und immer noch wird der größte Teil der fast 400 Fördermilliarden aus Brüssel nach dem Größenprinzip verteilt: Wer mehr hat, bekommt mehr. Das fördert weiter Masse statt Klasse.

Die Mitgliedsstaaten selbst können zwar strengere Öko-Standards für ihre Bäuerinnen und Bauern setzen, aber: Auch das ist unverbindlich. Und bei allen wird die Sorge vorherrschen, ihre eigenen Landwirte durch zu viele Öko-Regeln im internationalen Wettbewerb schlechter zu stellen.

Eine verpasste Chance

So kann das nichts werden mit dem Green Deal in der Landwirtschaft und mit ihrem Beitrag zur Klimaneutralität auch nicht. Denn allein in Deutschland stößt der Agrarsektor acht Prozent der klimaschädlichen Treibhausgabe aus.

Diese europäische Agrarreform ist eine verpasste Chance und eine Luftnummer, die der Luft und dem Klima nicht hilft. Schon hört man in Straßburg von vielen Abgeordneten, dass die nächste Reform 2027 dann aber wirklich die Nachhaltigkeit in den Blick nehmen müsse, wenn man es ernst meine mit dem Green Deal. Wenigstens das. Und trotzdem: Nur ein sehr schwacher Trost.

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