Olympische Winterspiele in Peking Politischer Boykott ist die richtige Entscheidung

Die USA wollen die Olympischen Winterspiele in Peking mit Verweis auf die Menschenrechtslage in China boykottieren. Ein richtiges und wichtiges Zeichen, kommentiert Andrea Schültke. Ebenso wichtig findet sie aber, dass es bei einem politischen Boykott bleibe. Die Sportlerinnen und Sportler sollten nicht darunter leiden.

Mit dem politischen Boykott der Olympischen Spiele in Peking setzen die USA ein wichtiges Zeichen. Ein Signal, dass die Weltmacht nicht länger bereit ist, über Menschenrechtsverletzungen in China hinwegzusehen. Und dass sie nicht mehr zuschauen will und kann, wie die chinesische Regierung etwa die Uiguren in Straflagern einsperrt, misshandelt und ihrer Kultur beraubt. Und dass sie dafür auch bereit ist, wirtschaftliche Konsequenzen zu ziehen.

Je mehr Staaten sich diesem politischen Boykott anschließen, desto wirkungsvoller wird er sein. Denn auch, wenn die chinesische Regierung behauptet, der Erfolg der Winterspiele hänge nicht davon ab, ob Funktionäre oder Politiker eines bestimmten Landes auf der Tribüne sitzen – das stimmt nicht.

Gerade diktatorische oder autokratische Staaten benutzen Sportgroßereignisse zur Selbstdarstellung. Wollen der Welt ihr politisches System als fortschrittlich, aufgeschlossen und modern präsentieren, sie wollen Kritik durch schönen Schein vergessen machen. Politiker aus aller Welt. die dorthin fahren, dienen dieser Erzählung als schmückendes Beiwerk. Wenn sich die Regierung eines Landes für solche Zwecke nicht politisch missbrauchen lassen will, ist das nur zu begrüßen.

Ein politischer, kein sportlicher Boykott

Genauso wie das Einsehen, dass der Boykott ein politischer sein muss und kein sportlicher. Athletinnen und Athleten weltweit bereiten sich seit Jahren auf diese Spiele vor. Sie sind an der Vergabe der Spiele in Diktaturen nicht beteiligt, müssen die Entscheidung über den Austragungsort aber akzeptieren. Ihnen einen Boykott zu verordnen, wäre der falsche Weg. Jeder Athlet und jede Athletin hat die Möglichkeit, aus persönlichen Gründen nicht an den Spielen teilzunehmen, aber die wenigsten werden darauf verzichten wollen oder können. Unter anderem, weil sie mit dem Sport – und gerade mit der Olympiateilnahme – ihr Geld verdienen. Athletinnen und Athleten durch einen sportlichen Boykott ausbaden zu lassen, was Regierungen zu lange ignoriert haben, ist falsch.

Stattdessen sollten sie mehr Möglichkeiten bekommen, vor Ort ihre Meinung zu äußern. Eigentlich ist das während der olympischen Wettkämpfe verboten. Aber Sportlerinnen und Sportler weltweit werden immer selbstbewusster, lassen sich ihre Meinung und ihren Mund nicht mehr verbieten. Bei den Sommerspielen von Tokio vor einigen Monaten haben sie erreicht, etwa die Regenbogenbinde tragen zu können als Zeichen für sexuelle Diversität. Diese Auseinandersetzung mit dem IOC haben sie gewonnen.

Berechtigte Sorge nach Pang Shuais Verschwinden

Jetzt fordern sie vom Internationalen Olympischen Komitee, dass seine Funktionäre in Peking klar für Menschenrechte eintreten und für den Schutz der Athletinnen und Athleten, die dorthin fahren. Die Sorge ist berechtigt – nach dem dubiosen Verschwinden der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai.

Deutschlandfunk “Der Tag”: Wo ist Peng Shuai?

Die Entscheidung der USA für einen politischen Boykott ist die richtige. Bis zum Meldeschluss Mitte November haben auch Politikerinnen und Politiker aus Deutschland auf eine Anmeldung für die Reise nach Peking verzichtet. Ausnahmen sind jetzt nur noch für hochrangige Regierungsvertreter und -vertreterinnen möglich. Diese sollten davon keinen Gebrauch machen.

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